Die Eisbären-Anlage in Hellabrunn ist jetzt ganz offiziell eine Dreier-Damen-WG: Denn vor kurzem wurden die beiden weiblichen Neuzugänge erfolgreich mit der Hellabrunner Eisbärin Giovanna zusammengeführt.
Zwölf Tage – seit der taggleichen Ankunft der beiden Neuzugänge Anfang Oktober – hat die stufenweise Eingewöhnung der neuen Eisbären-Wohngemeinschaft im Münchner Tierpark gedauert und verlief insgesamt sehr harmonisch: Zunächst erkundeten die zwei neuen Eisbärinnen die Felsenanlage in der Hellabrunner Polarwelt getrennt voneinander. Die jeweilig andere Jungbärin konnte dabei von der anderen Seite des sogenannten Schmuse-Gitters zusehen. Beim gegenseitigen Beschnüffeln und den sanften Berührungen mit der Schnauze durch die Stäbe vermittelten beide einen solch entspannten Eindruck, dass sie bereits wenige Tage nach ihrem Eintreffen zusammengeführt werden konnten.
Anfangs noch etwas schüchtern, wagte die jüngere, fast dreijährige Eisbärin Nanook, die in ihrem Geburtszoo – der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen – den Spitznamen „Nookie“ bekommen hat, den ersten Schritt und forderte die bald vier Jahre alte Eisbärin aus Frankreich zuerst zum Spielen auf. Tags darauf waren die beiden bereits ein Herz und eine Seele und sind seither praktisch nur noch als lebhaftes Doppelpack an Land und im Wasser unterwegs. Eine Woche nach ihrem Eintreffen erkundeten sie die Tundra-Anlage in Hellabrunn bereits gemeinsam. „Trotz des grauen Herbstwetters haben sich die beiden Neu-Münchnerinnen schon hervorragend hier eingelebt. Sie sprühen vor Energie und sind sehr verspielt. Für Besucherinnen und Besucher gibt es hier immer etwas Spannendes zu beobachten“, so Verena Dietl, Aufsichtsratsvorsitzende der Münchener Tierpark Hellabrunn AG und 3. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München.
„Da beide Neuzugänge phonetisch denselben Namen tragen, wenn auch in unterschiedlicher Schreibweise, hat die Eisbärin aus Frankreich von ihrem Tierpaten nun einen neuen Hellabrunner Hausnamen erhalten. Sie wird im Münchner Tierpark fortan mit dem Namen ‚Nuna‘ gerufen“, verkündet Tierparkdirektor Rasem Baban. „Wie schon ihr Zuchtbuch-Name ‚Nanuq‘ wohnt auch ihrem neuen Namen eine Bedeutung inne. Der Name ‚Nuna‘ entstammt ebenfalls einem Wort aus der Inuit-Sprache und soll so viel wie ‚das Land, das an die nördlichen Ozeane angrenzt‘ heißen.“ Französische Eisbären-Fans dürften jedoch beruhigt sein: Im Europäischen Zuchtbuch für Eisbären, in dem alle europäischen Zoos geführt werden, die sich an der Erhaltungszucht für diese bedrohte Tierart beteiligen, bleibt ihr eingetragener Name „Nanuq“ bestehen. Sollte Nuna Hellabrunn also eines Tages auf Empfehlung des Zuchtbuchkoordinators verlassen, kann sie gegebenenfalls wieder den in Zoos sehr beliebten Eisbären-Namen „Nanuq“, der in der Inuit-Sprache „Eisbär“ bedeutet, annehmen.
Im Rahmen der schrittweisen Eingewöhnung lernten Nuna und Nookie am vergangenen Montag ebenfalls ihre neue Mitbewohnerin, die erwachsene Eisbärin Giovanna, kennen. Die Zusammenführung der drei wurde durchaus mit Spannung erwartet. Gegenüber ihrer dreijährigen Tochter Quintana, die Hellabrunn im Juli verlassen hat, hatte sich Giovanna zuletzt ablehnend verhalten. Der Grund hierfür: Die fast ausgewachsene, junge Eisbären-Dame hatte immer noch versucht, bei ihrer Mutter zu trinken: eine Unannehmlichkeit, die bei den Neuzugängen nicht mehr zu erwarten ist.
„Der Vorteil einer reinen Weibchen-Haltung ist, dass wir den Tundra- und Felsenteil der Eisbären-Anlage nun nicht mehr zeitweise abtrennen müssen, da das Zusammenleben in einer reinen Weibchen-Haltung in der Regel sehr gut funktioniert. Die Eisbärinnen können so entscheiden, in welchem Teil der Anlage sie sich gerade aufhalten möchten“, so Beatrix Köhler, Leiterin der Zoologischen Abteilung und Kuratorin für Eisbären.