Städtisches Klinikum München und Rettungsdienste übernehmen gemeinsam Verantwortung
München, 17. Januar 2018. Der medizinische Notfall ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit der Nutzung von NIDA (Notfall-Informations- und Dokumentations-Assistent) bekommt das Städtische Klinikum München, als größter Notfallversorger in München mit jährlich mehr als 170.000 Notfallpatienten, hier nun einen Zeitvorteil. Müßiger Papierkram, zeitintensive Telefonate und das Fehlerpotenzial unleserlicher Handschriften gehören in der Rettungskette der Vergangenheit an. Stattdessen werden über mobile Tablets, die sogenannten NIDA-Pads, die Protokolle noch im Rettungswagen digital erstellt und direkt an die Klinik übermittelt. Die Rettungsdienstprotokolle liefern bereits von unterwegs wichtige Patienteninformationen, Vitalparameter und ggf. sogar Fotos der Unfallstelle an die Notaufnahme. Dies ermöglicht die optimale Vorbereitung noch vor Eintreffen des Patienten, z.B. können bei der Behandlung von Herzinfarktpatienten durch die EKG-Übertragung vom Unfallort bis zu 30 Minuten eingespart werden, und gleichermaßen einen stark verkürzten Anmeldeprozess. Die Probeeinführung einer Software im August 2017 im Klinikum Harlaching gemeinsam mit den Rettungsdiensten MKT und BRK, konnte die zeitsparende Nahtstellenfunktion der digitalen Datenübertragung bestätigen. Seitdem wurden bereits 600 Datensätze erfolgreich übermittelt. Mit weiteren Standortschulungen am 8. Januar 2018 wurde nun auch der Grundstein für den zeitnahen Start an den Kliniken Bogenhausen, Neuperlach und Schwabing gelegt.
Über verschiedene Module trägt NIDA zur besseren Vernetzung der Klinik mit dem Rettungsdienst bei und bringt Planbarkeit in das wechselhafte Notfallwesen. Das gesamte Klinikum Harlaching wurde technisch ausgestattet, als Grundlage für den Empfang medizinischer Daten und für die telefonische Alarmierung. Direkt an der Unfallstelle kommt das mobile Pad zum Einsatz, über das bereits eine Verdachtsdiagnose mitgeteilt und dem Patienten eine Dringlichkeitsstufe nach dem klassischen Ampelsystem zugeteilt werden kann. Alle Informationen erreichen die Klinik simultan auf dem PC und auf einem großen Monitor, den man sich wie die Ankunftstafel eines Flughafens vorstellen kann. Dort werden alle bekannten Patientendaten inklusive einer ungefähren Ankunftszeit übersichtlich und anonymisiert angezeigt. Durch die integrierte Voranmeldung können zeitgleich die diensthabenden Ärzte informiert, entsprechende Vorbereitungen zur Spezialbehandlung, z.B. in der Stroke Unit, getroffen und die Übergabe vorbereitet werden. Dr. med. Ulrich Heindl, Leitender Oberarzt im Notfallzentrum Harlaching, ist von der digitalen Neuerung überzeugt: „IVENA ist für uns als bisheriges Dispositionssystem weiter unerlässlich. Hier geht es um die Übermittlung der medizinischen Inhalte. Die digitale Datenübertragung macht uns noch besser in der Versorgung unserer Patienten.“Für die Ärzte bedeutet NIDA im Notfall einen Zeit- und Informationsvorsprung. die Pflegekräfte haben mehr Zeit für die Patientenübernahme, da die Patientendaten bereits von unterwegs im System erfasst werden. Das entlastet von administrativer Tätigkeit. „Genau das wollen wir mit unseren IT-Anwendungen erreichen. So schaffen wir mehr Zeit für den Patienten und stärken und verbessern die Medizin“, sagt Gerald Götz, der Leiter des Technologiemanagements an den Städtischen Kliniken München. Die Rettungsdienste wiederum können zeitkritische Patienten einfacher der richtigen Behandlungskapazität zuführen und stehen durch den verkürzten Übergabeprozess schneller wieder für neue Einsätze bereit. Entscheidend profitiert der Patient: von geringeren Wartezeiten in den Notaufnahmen über nachweislich bessere Ergebnisse bei der Behandlung von zeitkritischen Patienten (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt, Trauma) bis hin zu einer höheren Lebensqualität durch die rasche und kompetente Behandlung. Angestrebt ist zudem die direkte Integration der übermittelten Daten in die digitale Patientenakte, was den Verwaltungsaufwand an verschiedensten Stellen weiter reduziert.
Allgemeine Informationen zum Rettungswesen in München
Wenn im Notfall die „112“ gewählt wird, geht dieser Anruf bei der Integrierten Leitstelle (ILS) ein. Die ILS, die in München der Feuerwehr untersteht, entscheidet daraufhin, welches Rettungsfahrzeug am schnellsten am Einsatzort ist. Laut Rettungsdienstgesetz muss dabei eine Frist von max. zwölf Minuten eingehalten werden. Am Unfallort entscheiden die Rettungssanitäter anhand des Krankheitsbildes, welche Klinik angefahren wird. Dabei unterstützt in München die Software „IVENA eHealth“, die in Echtzeit die aktuellen Behandlungs- und Versorgungskapazitäten der Krankenhäuser anzeigt. Das Zuweisungssystem, bei dem bereits erste Patientendaten wie Alter, Geschlecht und Zustand übermittelt werden, kann durch die weitreichende digitale Datenübertragung des NIDA-Systems sinnvoll ergänzt und erweitert werden.
Mit seinen fünf Standorten in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und der Thalkirchner Straße sowie dem medizinischen Dienstleistungszentrum Medizet bietet das Städtische Klinikum München eine umfassende Gesundheitsversorgung auf höchstem medizinischen und pflegerischen Niveau. Jährlich lassen sich hier rund 140.000 Menschen stationär und teilstationär behandeln – aus München, der Region und der ganzen Welt. Auch in der Notfallmedizin ist Deutschlands zweitgrößtes, kommunales Klinikunternehmen die Nr. 1: Rund 170.000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht über 40 Prozent aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. In den über 60 Fachabteilungen gibt es zudem zahlreiche interessante Einsatzmöglichkeiten. Die hauseigene Akademie bietet vielfältige Einstiegs- und Entwicklungsperspektiven und verantwortet die aktive Nachwuchssicherung. Mit rund 500 Ausbildungsplätzen jährlich ist sie die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern.
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